Ein moderner Roman...

"Ich bin davon überzeugt, dass der moderne Roman auch eine moderne Form braucht." schrieb Aléa Torik gestern in ihr Blog.

Ein Satz, der wohl jede/n umtreibt, der sich ernsthaft oder von Berufs wegen mit dieser Frage auseinander setzt:
Die Frage, die mich (als Nicht-Literaturwissenschaftlerin) am meisten beschäftigt:
WAS heißt "modern"?
Was versteht man unter "Moderne"?

Ist denn nicht alles, zum Zeitpunkt des Schreibens, wenn sich ein Schriftsteller einer bestimmten Thematik stellt, "modern"?
Und wird es "posthum", also wenn ich 10 oder 20 Jahre später auf eine Zeit oder ein bestimmtes Werk blicke, wird es in der Nachhinein-Betrachtung nicht einer bestimmten Epoche, einem bestimmten Trend, einer bestimmten Generation zugeordnet!? Weil diese Zeit plötzlich eine bestimmte Charakterisierung erhalten hatte.

Nähert man sich dem Begriff der "Moderne" oder dem, was als „modern“ eingestuft werden soll, leichter an, wenn man das Thema, um das es geht, in ein bestimmtes Genre einzuordnen versucht? Oder ist das eine (etwas als "modern" einstufen zu wollen) wie das andere (es einer bestimmten Genre-Schublade einordnen zu wollen) wenig tauglich? EBEN weil das, was als "modern" zum Zeitpunkt der Gegenwart gilt, schon morgen in der Rückschau nicht mehr "modern", sondern bereits "postmodern" ist!?

Eine ganz andere Frage ist die nach der "modernen Form"! Ist die "moderne" FORM an der ART des Erzählens festzumachen (ich, personal, auktorial) – wie es vor einigen Wochen einer der Bachmannpreis-Bewerber, Aleks Scholz, versuchte, als er seinen Stoff aus der "Google"-Perspektive erzählte!? Und - auch deshalb - den Ernst-Willner-Preis mit seinem Text "Google Earth" gewann? So ließ Hubert Winkels, einer der Juroren, in seiner Laudatio zu diesem Preis auch die Gründe für die Auszeichnung dieses Textes wissen: "In dem Text "Google Earth" werde eben nicht über das "Innenleben der Helden" geredet, sondern in einer "räumlichen Überperspektive" an die Wirklichkeit des Erzählten "herangezoomt"." Als "naturgeschichtlich operierenden Text", bezeichnete Winkels diesen Text. Es werde nicht die Geschichte der Figuren selbst erzählt, sondern was erzählt wird sind die "Raster oder Pixel", die die Geschichte hervorbringen. Damit lenke der Autor den Blick auf die "Formprinzipien" selbst." (siehe link hinter Laudatio)
Die ausführliche Jury-Diskussion zu diesem Text ist hier zu finden.

Kann der Roman, der in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert existiert, überhaupt in der Druckversion eine moderne FORM erhalten? Wenn JA, Was wäre dann die "moderne FORM"? Ein Roman, der im SMS- oder E-Mail-Stil geschrieben ist?

Immerhin, was das rein Formale anbelangt, scheint mir die Antwort im Zeitalter der Digitalisierung und der Medienwelt einfacher: Für mich ist ein Roman, der (nur) als E-Book erhältlich ist beispielsweise noch lange kein "moderner Roman".
Egal ob es sich um einen Roman oder seine kleineren Schwestern Novelle und Erzählung handelt: Ich möchte auch keinen längeren Text im Fitzelformat eines normalen Handy-Displays mittels Leselupe entziffern und mir die ohnehin kurzsichtigen Augen noch mehr verderben.

Eine "moderne Form" ist für mich hingegen, wenn ein/e Autor/in ihre/seine Leser an der Entstehung eines Romans via Weblog oder Website teilnehmen lässt, indem etwa der gesamte „Roman“ über diese Webtechnologie entwickelt wird, wie es beispielsweise Elfriede Jelinek einmal gemacht hat.
Allerdings sind wir bei dieser "modernen Form" des Schriftstellerns nicht ganz schnell bei der Frage der „Selbstausbeutung“, beim Urheberrecht und bei der Frage nach einer Kulturflatrate… oder einem „Lese-Abo“ (damit es eben nicht in prekärer Selbstausbeutung publizistisch Tätiger endet)!?

Insofern steckt in dem oben zitierten Satz eine sehr interessante These, die es wert wäre, diskutiert zu werden, hier wie da.
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