Back to the roots

Da steht er. In einer engen Röhrenjeans.
Sehen Sie ihn nicht?
Die überlangen Hosenbeine hat er locker in bequeme Boots gestopft. Aus softem Nappaleder. Leisetreter.
In denen stiehlt er sich, w e n n er sich in den folgenden zweieinviertel Stunden einmal bewegt, unauffällig aus dem Rampenlicht, um anderen die Bretter, die die Welt bewegen, zu überlassen.
Jenen, die ihn begleiten...
Und doch...
E R da vorne ist kein Leisetreter.
So wie er dasteht, mit der Akustikgitarre in der Hand.
Er hält sie senkrecht, die Rückseite des Gitarrenkörpers an sich gedrückt.
Genauso hält manch einer eine Frau.
Beim Tanze.
Just in dem Moment, wenn die weibliche Körper-Drehung im Zeitlupentempo der Bewegung für einen Augenblick innehält. Gleichsam für den Bruchteil von ein oder zwei Sekunden einfriert.
Solche „Frozen Picture" kennen Sie alle, liebe Leserinnen und liebe Leser. Aber sicher!
In den südamerikanischen Rhythmen eines Salsa, auch eines Tango, bestimmen sie den Zauber der zwischen einem Tanzpaar schwingt, wenn es für den Hauch eines Augenblicks innehält.
Das Knistern, die Spannung ist förmlich spürbar.
Ein jeder, der einmal Augenzeuge einer solchen Tanzszene war, weiß um die Magie, die über einem solchen Tanzpaar liegt.
Eine Magie, die an jenem Konzertabend, dessen Augen- und Ohrenzeuge ich werden durfte, über der Szenerie, und über der Bühne lag. Sich in den Raum entlud.
Und schauen Sie noch einmal in den Scheinwerferkegel da vorne.
Länger. Schauen Sie genau hin.
Dann sehen Sie es, dass der, der da vorne über die Saiten seiner Gitarre streicht, die Augen geschlossen, an nichts als die eine, die wahre, die große, die leidenschaftliche Liebe denkt.
Eine Liebe, die „wunderbar und unberechenbar ist“.
„Unberechenbar“, ein Wort, „ein deutsches Wort, das es ihm angetan hat“ diesem Engländer.
Wie die Frau, die er in seinem Song besingt.
Mit Wehmut in der Stimme. Mit einer sich nach ihr verzehrenden Sehnsucht. Die schließlich alle anderen, die im Halbdunkel auf die Bühne geschlichen, besser ein-geschwebt, ansteckt.
Wenn Musiktöne Leidenschaften entfachen können, dann bei diesen Musikern, mit denen er, unser – nicht nur mein – Superstar sich umgibt. Sie, seine Musiker, entfachen [mit ihm] d[ies]en Sturm der Leidenschaft.
Ausgelöst von seiner, der in die einsame Saalstille hinein rufenden Gitarre.
"Liebe ist wunderbar und unberechenbar. Und manchmal gefährlich. Wenn man verliert, ist es wie ein Inferno“, sagt E R - der da vorne auf der Bühne.
Bevor er loslegt...
Bevor der Saal im Inferno der Klänge untergeht.
Bevor es zum Duell zwischen Alt und Jung, dem sechzigjährigen Alt-Meister am Bass und dem jungen irischen[?] Stehgeiger kommt.
Der Bass lockt die Geige [oder ist es doch eine Violine?], die ihm leichtfüßig folgt. Während der Bass mit großen Schritten zurückweicht. Die Geige immer mutiger und aufmüpfiger und lauter und leidenschaftlicher auf ihn zuhüpft, ihn mit schnellen Schritten und großen Schwüngen umschwirrt.
Ein Duett, das die Zuschauer nicht nur mit-, sondern auch oben auf der Empore, von den Stühlen reißt. Sechzigjährige Fans im Parkett. Am Rande des Nervenzusammenbruchs. Am Rande des Herzinfarkts.
Da gehen Arme nach oben und knackende Hüftgelenks- und Kniescheiben werden bewegt. Für ein oder zwei oder mehr Lieder ist der Bandscheibenvorfall vergessen.
Und er da vorne auf der Bühne?
Er steht da.
I s t einfach nur da.
Steht ganz still.
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielt seinen Mund.
Sein Blick schweift über die Köpfe der dreitausend Fans, geht nach oben, noch weiter, so wie bei einem der auf einem Berg sitzt und dessen Blick in die Ferne zum Horizont schweift, so geht sein Blick hinein in den Saal, in die Höhe, geradeaus. Unvermittelt auf einen anderen Blick treffend. Ein Augenpaar, das sich nach unten senkt, zu seinem suchenden Paar Augen hin.
Faszinierend!
Was für eine Ausstrahlung von diesem Mann da unten ausgeht.
Sie trifft mich wie ein Lichtstrahl.
Ein Augenblick des Glücks, das mich durchflutet.
Da möchte man nochmal dreißig Jahre jünger sein.
Das Rad der Zeit zurückdrehen.
Am Bühnenrand hängen.
Lauthals schreien.
„Shout!“
Lauter.
Noch lauter.
„Shout out loud!“
Alle anderen neben einem übertönen.
Die Arme sind nach oben gerissen. Fuchteln durch die Luft. Der Körper schüttelt sich. Die Füße hüpfen. Da hinauf. Die Hände wedeln in der Luft. Dass er sie nur greife. Ein einziges Mal. Solange der Kreislauf noch mitläuft.
„Shout“.
Stille.
Wie ein Filmriss.
Nichts mehr hörend. Taub. Bevor die Knie weich werden. Bevor der Schwebezustand einsetzt. Von unsichtbarer Hand. Gezogen. Einem starken Arm hinauf gehoben? Oder hinab gesogen!?
Bis... schwarze Nacht... einen umgibt.
„Dark clouds“ – ruft er vorne ins Mikrofon
„But no rain“ – antwortet der Chor der Fans.
„S-[t]-i-n-g!“

and now
some goodies
The Short Story of "Mercedes" told by STING
and now, dear all,
... "SING"
Teresa HzW - 9. Mär, 18:57 - Rubrik Wiederworte